Montag, 24. Mai 2010
Trekking in den Bergen von Nepal
Tag 0: Kathmandu - Pokhara:

Am Vormittag starteten wir mit einer kleinen Maschine (ca. 50 Passagiere) von Kathmandu nach Pokhara. Die Sicherheitskontrollen sind bei den Inlandsflügen eher dürftig, die Atmosphäre erinnerte eher an einen Bahnhof. Nach 30 Minuten Flug landeten wir dann auch schon auf unserem Zielflughafen. Das Gepäck wird nicht wie bei anderen Flughäfen auf Förderbändern transportiert, sondern wird in die Ankunftshalle getragen und ausgehändigt.

Unser Wanderführer Balram holte uns vom Flughafen mit dem Fahrrad ab weil wegen den Streiks noch keine anderen Verkehrsmittel zur Verfügung standen. Wir packten so viele Rucksäcke und Taschen wie nur irgendwie möglich auf das arme Fahrrad und so marschierten wir ca. 40 Minuten bis in unser Hotel.

Nach einem kurzen Gespräch mit Balram machten wir uns auf den Weg in die Stadt um uns einen Schlafsack auszuborgen und uns Snacks für die Wanderung zu besorgen. Danach beobachteten wir gemeinsam mit dem rumänischen Paar den Sonnenuntergang am Seeufer von Pokhara.

Kurze Anmerkung: wir hatten bis zu diesem Tag einen Nagelzwicker. Leider entschloss sich Silvia an diesem Abend diesen in der Klomuschel zu versenken. Es gab an diesem Abend aber auch eine gute Nachricht: Die Streiks wurden abgeblasen und so konnte Balram noch ein Taxi für den nächsten Morgen zum Startpunkt unserer Wanderung bestellen.


Tag 1: Pokhara (800m) - Nayapul (1070m) - Hile (1430m)

Der erste Tag unseres 12 Tage Treks begann mit einer Autofahrt von Pokhara nach Nayapul. Während der Fahrt wurde uns erst bewusst wieviel Fußweg wir uns eigentlich durch das Ende der Streiks sparten. Die 45 Minuten im Auto wären zu Fuß sicher sehr sehr lang und anstrengend gewesen. Wir waren mit zwei Rumänen, Dacian und Anna unterwegs, die ihre Flitterwochen in den nepalesischen Himalayas verbringen wollen.

Der Wanderweg führte uns an einem Bach entlang, der uns sehr stark an das Tessin in der Schweiz erinnerte. Der Start unserer Wanderung war sehr gemütlich und nicht besonders anstrengend. Dacian gab ein paar Kindern am Weg ein Mars, was ihn zum Helden unter den kleinen Mädels machte. ;) Entlang des Weges zeigte uns unser Führer Balram verschiedene Leute bei ihrer Arbeit. So sahen wir zum Beispiel einen Töpfemacher beim Flicken eines Topfes. Man sieht auch immer wieder Esel, die Waren von Dorf zu Dorf tragen. Interessant ist auch die traditionelle Art wie Nepalesen Lasten Tragen: alles kommt in einem geflochtenen Bambuskorb und das Gewicht wird mit einem breiten Stoffband auf der Stirn getragen. Die Schultern werden nicht belastet, der Vorteil dabei ist, dass man den Korb ohne Probleme loswird falls man das Gleichgewicht verliert. Ein Rucksack liegt hingegen auf den Schultern und wenn man das Gleichgewicht verliert, dann fällt man mit dem Gepäck... Ganz lustig war für uns zu sehen wie ein alter Mann auf diese Weise richtung Nayapul getragen wurde.

Als wir unsere Herberge für die Nacht erreichten fing es gleich zu regnen an... Glück gehabt! Die Unterkünfte entlang des Weges sind einfach mit Holzbetten und sehr sehr dünnen Wänden aber sie erfüllen ihren Zweck und sind meist sauber. Dafür bekommt man immer ein Doppelzimmer, was in Österreich eigentlich nicht üblich ist. Den Abend verbrachten wir mit Uno Spielen, was zu unserer Lieblingsbeschäftigung entlang des Weges wurde. Auch unser Wanderführer lernte das Spiel schnell und spielte eigentlich immer mit. In Hile fingen wir auch an uns unser eigenes Trinkwasser aufzubereiten... wir brachten dazu Tabletten mit, die man im Bergwasser auflöst um es trinkbar zu machen. Die Silberionen zerstören angeblich alle schädlichen Mikroorganismen...


Tag 2: Hile (1430m) - Ghorepani (2860)

Dieser Tag war ohne Zweifel einer der anstrengendsten unseres Treks... gleich zu Beginn mussten wir 800 Höhenmeter über 3280 Steinstufen erklimmen. Übrigens trifft man entlang des Weges immer wieder auf Kinder, die unseren Wanderweg als Schulweg zweimal pro Tag gehen. Das erkärt auch warum westliche Bergsteiger nie mit den Einheimischen mithalten können. Als Ansporn konnte man am Weg den ersten hohen Berg, den Annapurna Südgipfel (7219m) sehen. Nach 8 Stunden Wanderung erreichten wir unser Ziel um ca. 14.30... wir haben uns während des Treks angewöhnt immer sehr sehr früh aufzustehen (ca. 5.30) und bald schlafen zu gehen (ca. 8.00) um am Nachmittag den Monsunregenfällen zu entkommen.

Die Unterkunft in Ghorepani war eine der besten entlang unseres Weges. Auch die Küche war sehr gut und wir bestellten uns ein Knoblauchsteak für den Abend. Das Fleisch war zwar eher zäh, es war aber trotzdem die beste Mahlzeit des Treks. Wir entschieden uns auch noch einen zusätzlichen Tag in Ghorepani zu verbringen, da einerseits die Aussicht sehr schön ist und wir andererseits mit der Verdauung zu kämpfen hatten.


Tag 3: Poon Hill (3210m)

Unser 'Rasttag' begann um 4 in der Früh mit einer Nachtwanderung auf den sehr beliebten Aussichtspunkt 'Poon Hill'. Wir mussten mit der Taschenlampe wandern, da es noch total finster war. Silvia hatte leider Probleme mit dem Aufstieg, da ihr Körper ohne Frühstück streikte und ihr schlecht wurde. Langsam kämpften wir uns allerdings dann doch in Richtung Gipfel, den wir dann nach einiger Zeit auch erreichten. Die Aussicht von dort war traumhaft und wir sahen den Sonnenaufgang über einem gewaltigen Bergmassiv gebildet aus Dhaulagiri (8167m), Annapurna Südgipfel (7219m), Hiun Chuli (6434m) und Machhapuchhre (6997m). Nach dem Sonnenaufgang und vielen vielen Bildern machten wir uns mit einigen anderen Touristen wieder auf den Rückweg nach Ghorepani. Dort gingen wir erstmal ins Bett um ein wenig von dem versäumten Schlaf nachzuholen.

Den restlichen Tag verbrachten wir eigentlich sehr sehr faul... wir schafften es allerdings uns aufzurappeln und kurz in das Dorf zu gehen. Dort kauften wir uns dann noch Hauben für die kälteren Tage unseres Treks. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht was für eine gute Investition wir damit eigentlich tätigten.


Tag 4: Ghorepani (2860m) - Ban Thanti (3180m) - Tadapani (2630m)

Laut unserem Führer war dies wieder mal ein Tag mit viel viel 'nice walking' durch den Dschungel. Die Wirklichkeit sah allerdings so aus, dass wir relativ viel bergauf und bergab gehen mussten. Es ist ein bisschen anders als in Österreich, wo man einfach zum Berg fährt und dann rauf geht. Hier muss man zuerst über kleinere Berge gehen um zu den 8000ern zu gelangen. Daher mussten wir viele Hügel erklimmen nur um dann auf der anderen Seite wieder ins Tal abzusteigen. Die Unterkunft in Tadapani ließ allerdings ziemlich zu wünschen übrig... das Essen war nicht wirklich gut (verfaulte alte Kartoffel) und auf dem Klo waren viele viele Würmer, was unseren Aufenthalt nicht wirklich gemütlich machte.


Tag 5: Tadapani (2630m) - Kimrong (1800m) - Chomrong (2170m)

An diesem Tag mussten wir viel von den bereits erklommenen Höhenmetern wieder hinunter gehen. Die Landschaft entlang des Weges war allerdings sehr schön. Auf den Hängen sieht man immer die Terrassen, die die Einheimischen anlegen um Landwirtschaft betreiben zu können. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass die Rodung des Waldes auch einige Erdrutsche verursacht. Einer dieser Erdrutsche hat auch den alten Wanderweg zerstört und so mussten wir einige Meter hinauf um sicher queren zu können.

Was entlang des Weges auch immer wieder passiert ist, dass einem Hunde für längere Zeit folgen. So hat man dann stille Begleiter für 2-3 Stunden. Viele Touristen füttern die Hunde mit Keksen und anderen Süßigkeiten, was für die Tiere natürlich sehr schlecht ist.


Tag 6: Chomrong (2170m) - Dobhan (2600m)

Der Tag startete mit einem Abstieg von 300m ins Tal, die wir danach gleich wieder hinaufsteigen durften. Damit war es allerdings nicht erledigt... es kam noch ein weiteres Stück wo man wieder sehr viele Meter hinunter muss. Am Ende unserer Wanderung für diesen Tag schafften wir es gerade in die Unterkunft bevor der Regen startete... Der Regen fiel an diesem Tag ziemlich heftig aus, teilweise sogar mit Hagel. Ab Dobhan gab es übrigens kein Duschen mehr für uns, da es zu kalt dafür wird und nirgends eingeheizt ist. Der Geruch ist am Berg allerdings kein so großes Problem da alle stinken. ;)

Was uns sehr freute war, dass uns Balram Wanderstöcke aus Bambus machte. Man findet die Bambusstauden überall entlang des Weges und wenn man glück hat, dann findet man einen getrockneten Stamm. Dieser macht sich dann sehr gut als Wanderstock, da er einerseits leicht und andererseits sehr stabil ist. Außerdem meinte Silvia dadurch der Natur verbundener zu sein.

Kleine Anmerkung zur nepalesischen Esskultur: Unser Führer isst wirklich jeden Tag zwei mal die Nationalspeise (übrigens auch das einzige Gericht, das die nepalesische Küche zu bieten hat) Daal Bhat. Dieser Begriff wurde allerdings erst durch Touristen eingeführt und früher wurde dieses Gericht einfach nur Essen genannt, da es ohnehin nichts anderes gab. Daal Bhat besteht aus einem großen Berg an Reis und dazu bekommt man eine Linsensuppe zum Drübergießen und ein wenig Gemüse.


Tag 7: Dobhan (2600m) - Machhapuchhre Base Camp (3700m)

Diesmal führte uns der Wanderpfad zum ersten mal nur bergauf... Zwischen 10 und 11 fing es dann leider zu regnen an. Gut, dass der Regen etwas weiter oben schnell in Schnee überging und uns unsere Regenausrüstung schützte. So kamen wir relativ trocken aber trotzdem ziemlich kalt oben an. Silvia saß dann mit zwei Decken und einem Schlafsack da und sie fror immer noch. In dem Quartier sahen wir zum ersten Mal was es in Nepal heißt einen Gemeinschaftsraum zu heizen. Es wird dazu ein Brenner, der mit Kerosin betrieben wird unter den Tisch gestellt und eigentlich werden nur die Füße geheizt... es wird einem aber trotzdem mit der Zeit ganz angenehm warm.

Leider werden die Schlafräume nicht geheizt und so mussten wir uns dann in ein sehr sehr kaltes Zimmer zum Schlafen zurückziehen. Draußen hatte es weit unter 0 Grad und im Zimmer war die Temperatur leicht über dem Gefrierpunkt. Leider hatten wir nicht sehr viele warme Sachen mit, da uns im Hotel gesagt wurde es würde nicht so kalt werden.


Tag 8: MBC (3700m) - Annapurna Base Camp (4130m)

In der Früh machten wir uns bei Eis und Schnee auf den Weg zu unserem Ziel, dem Annapurna Base Camp. Für den Aufstieg brauchten wir ca. 2 Stunden, was in geringer Höhe sicher schneller gegangen wäre. Man merkt schon, dass die Luft dünner wird und jeder Schritt anstrengender ist als weiter unten. Bereits kurz nach dem Start kamen wir allerdings in die Sonne und es wurde zumindest angenehm warm.

Oben angekommen konnten wir die herrliche Rundumsicht auf die Berge genießen. Vor allem der Annapurna I Gipfel mit 8091m schien direkt vor unserer Nase zu sein. Von diesem Base Camp finden auch die Expeditionen zum Gipfel statt. Leider sterben auch immer wieder Leute auf diesen hohen Bergen und so sahen wir viele Gedenkstätten, die an berühmte Alpinisten erinnern sollen. Nach sehr sehr vielen Fotos begaben wir uns in den Gemeinschaftsraum unserer Unterkunft und es dauerte nicht lange bis wieder Wolken aufzogen.

Unser Führer Balram nahm uns am Nachmittag noch zu einem kurzen Aufstieg zum Gletscher mit. Wahnsinn wie auch hier in den Himalayas das Eis zurückgeht... Der Abend war gemütlich im mit Kerosinbrenner beheizten Gemeinschaftsraum, die Nacht war allerdings wieder wahnsinnig kalt.


Tag 9: ABC (4130m) - Sinuwa (2360m)

Der Tag unseres Abstiegs begann mit Sonnenschein und einer wunderschönen rundumsicht auf die Berge. Das artete natürlich wie immer in eine Fotoorgie aus... ;) Danach begann der relativ schnelle Abstieg, so bewältigten wir fast 2000 Höhenmeter nach Bamboo. Entlang des Weges wunderten wir uns, dass wir das wirklich alles hinaufgestiegen sind. Hinunter geht es eindeutig schneller und einfacher, obwohl man natürlich schon jeden Meter in den Gelenken spürt. Chris hatte vor allem Probleme mit seinem Rucksack, der nicht mehr richtig einzustellen war, da einer der Träger einige Tage zuvor gerissen war.

In Bamboo fassten wir trotzdem den Entschluss noch weiter als geplant nach Sinuwa zu gehen... das hieß noch einmal 2 Stunden und 300 Höhenmeter nach oben und wieder runter. Danach wurden wir allerdings mit der ersten warmen Dusche seit einigen Tagen und einer schönen warmen Unterkunft belohnt. Ausserdem freundeten wir uns mit einem Kanadier und einer Amerikanerin an, die gemeinsam unterwegs waren. Der Abend wurde sehr lustig, obwohl das Essen alles andere als gut war... Als dann ein Deutscher, eine Koreanerin und zwei Amis zu hartem Alkohol griffen machten wir uns lieber auf den Weg ins Bett. Es war schließlich schon 8 Uhr und nach Sonnenuntergang. ;)


Tag 10: Sinuwa (2360m) - Jhinudanda (1780m)

Der Tag begann mit einem sehr heftigen Abstieg in ein Tal auf ca. 1800m und dann alles wieder rauf nach Chomrong (2170m). Dieses Auf und Absteigen kommt einem oft wie Energieverschwendung vor! Danach ging es aber glücklicherweise nur mehr bergab nach Jhinudanda, wo wir uns ein Quartier suchten.

Das besondere an dieser Gegend sind die heißen Quellen, die sich direkt neben einem eiskalten von Gletscherwasser gespeisten Bach befinden. Der große Nachteil an der ganzen Sache: die Quellen sind noch 150 Meter tiefer als Jhinudanda. Hinunter war eigentlich auch kein Problem... dort genossen wir das warme Wasser, das in betonierten Pools aufgefangen wird und der Öffentlichkeit gegen eine freiwillige Spende zugänglich gemacht wird. Es war auch sehr angenehm für den Körper sich in dem warmen Wasser zu entspannen. Anstrengend war danach allerdings der Weg zurück nach Jhinudanda... unser Kreislauf wollte nicht mehr so wirklich auf Schwung kommen. Letztendlich kamen wir total verschwitzt und nicht sauberer als vor den Quellen bei unserem Quartier an.


Tag 11: Jhinudanda (1780m) - New Bridge (1340) - Deurali (2100m) - Pothana (1890m)

Ohne Zweifel war Tag 11 einer der anstrengendsten Tage unseres Treks... Wir starteten zuerst mit einem steilen abstieg in ein Tal, dann über eine Hängebrücke über einen Fluss um dann auf der anderen Seite über einen der Berge drüberzugehen. Oben in Deurali angekommen waren wir sehr sehr fertig und genossen unser Mittagessen...

Beim Abstieg richtung Pothana bot Silvia Chris an seinen Rucksack zu tragen, da er sich schon seit 11 Tagen über dessen Tragekomfort beschwerte. Chris genoss den leichteren Rucksack von Silvia sehr und Silvia kämpfte sich mit dem plumpen schweren Rucksack ohne Beschwerden den Berg hinunter. Wir waren dann sehr sehr froh als wir in Pothana ankamen und uns dort aufs Bett fallen lassen zu können.


Tag 12: Pothana (1890m) - Phedi (1130m) - Pokhara (800m)

In der Früh begannen wir unseren finalen Abstieg richtung Phedi... der große Rucksack wurde auch an diesem Tag wieder von Silvia getragen, was Chris sehr freute. Nach 2 Stunden harten Abstiegs kamen wir dann auch schon in Phedi an, wo wir von einem Taxi abgeholt und in die Stadt Pokhara zurückgebracht wurden. Dort konnten wir wieder zu 'normalen' nepalesischen Preisen einkaufen und essen... entlang des Treks sind die Preise für Essen und Trinken mit der Höhe gestiegen, da alles zu Fuß hinaufgetragen werden muss. Dafür waren die Unterkünfte sehr sehr billig... um ca. 2 Euro konnte man in einem Doppelzimmer übernachten. Im Gegensatz dazu kostete ein Daal Bhat teilweise bis zu 4 Euro.

In Pokhara verbrachten wir noch ein letztes gemeinsames Abendessen mit unserem Wanderführer Balram, bevor er am nächsten Tag zu seiner Familie zurückfuhr. Natürlich gab es (wie jeden Tag für Balram) Daal Bhat, was auch sonst :) ..

Wir haben die anstrengenden Wandertage sehr genossen und wurden (fast) jeden Tag mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Riesen des Himalaya belohnt. Jetzt freuen wir uns aber schon auf daheim. Danke fürs Bloglesen und wir sehen euch in Österreich! Am 28.5. landet unser Flug in München, wer will uns abholen :) ??

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Donnerstag, 6. Mai 2010
Auf nach Nepal... (ab 2. Mai)
Nach unserer 10-tagestour hatten wir noch einen Tag in Delhi, der zum Ausspannen und erholen gedacht war. Nachdem wir aber entdeckten, dass in Nepal gerade ein Generalstreik ausgebrochen war nutzten wir den Tag eher zum Abwägen ob wir den Flug nach Kathmandu wirklich antreten sollten. Nach langem zögern entschlossen wir uns aber dann doch zu fliegen und auf das Beste zu hoffen...

Am Abend wollte Silvia noch ein wenig bei den Geschäften bummeln gehen auf der Suche nach preiswerten und schönen Souveniers. So klapperten wir eines nach dem anderen der vielen vielen Geschäfte entlang des Main Bazars ab auf der Suche nach einem schönen Schal. Fündig wurden wir allerdings nicht und so landeten wir dann mit fast leeren Händen zurück in der Herberge. Silvia war dennoch sehr glücklich... Chris konnte es nicht ganz nachvollziehen, dass man vom anschauen der Ware allein schon zufrieden sein kann. ;)

Am nächsten Tag nahmen wir in der Früh ein Taxi zum Flughafen... die Fahrt war sehr aufregend, da unser Taxi leider nicht mehr das beste war. Das Standgas war leider nicht ausreichend um den Motor am Stand am Laufen zu halten und so musste der Fahrer immer ein wenig Gas geben. Das führte natürlich zu sehr ruckartigen Bremsmanövern, da er immer wieder von der Bremse gehen musste um kurz Gas zu geben. Wer jetzt glaubt, dass man auf dem Weg zum Flughafen ohnehin nicht so oft stehenbleiben muss irrt... aufgrund des unheimlich dichten Verkehrs in der Stadt war natürlich alles verstopft und so kamen wir dem Ziel nur langsam und ruckartig näher.

Nach 1.5 Stunden Flug erreichten wir den Flughafen in Kathmandu... gleich beim Ausfüllen der Visumanträge fallen die ganzen geschlossenen Geschäfte auf. Ausserhalb des Flughafengebäudes wurden wir dann schon von einem Mitarbeiter unseres Hotels erwartet, der uns dann den Shuttlebus in das Touristenzentrum der Stadt zeigte. Aufgrund des von den Maoisten forcierten Streiks ist das ganze Land lahmgelegt, es fahren keine öffentlichen Busse, keine Taxis und es sind auch alle Geschäfte geschlossen. Jeder der aufmacht wird von den streikenden Kommunisten um eine 'Spende' gebeten... so sieht die Stadt ziemlich verlassen aus. Aus dem Bus konnten wir dann auch einen Demonstrationszug live miterleben, der uns entgegen kam. Eigentlich machten die Demonstrierenden einen sehr friedlichen Eindruck und viele winkten uns im Bus zu. Trotzdem darf man die Lage nicht unterschätzen...

An der Ausstiegsstelle des Busses angekommen mussten wir die letzten Meter zu Fuß weitergehen. Nach einiger Verwirrung konnten wir dann auch den Weg finden. Dazu mussten wir allerdings direkt durch eine Versammlung von Demonstranten gehen... die Leute waren sehr freundlich aber wir hatten trotzdem ein ungutes Gefühl, besonders weil zwischen den Demonstranten bewaffnete Polizisten mit Panzerung standen. Wir waren dann froh als wir dann bald unsere Unterkunft gefunden hatten. Dort haben wir einen recht schönen Garten, wo man entspannen und die frische, während des Streiks abgasfreie Luft genießen kann.

Den nächsten Tag nutzten wir für ein wenig Organisation... wir haben uns entschieden trotz der politischen Situation in die Berge zu gehen. Dazu sind wir jetzt allerdings auf einen Innlandsflug angewiesen, da ja im Moment keine Busse fahren... wir hoffen nur, dass sich alles ein wenig entspannt hat wenn wir wieder zurück kommen. Es ist einfach ein Wahnsinn, dass eine Partei die Macht hat das ganze Land lahm zu legen. Wenn nicht alles wieder in gewohnte Bahnen zurückkehrt dann wird es bald ein Problem mit der Versorgung der Bevölkerung geben. Es können ja im Moment überhaupt keine Waren in die Hauptstadt geliefert werden. Die Maoisten erlauben allerdings jeden Tag von 6 bis 8 offene Geschäfte... wir gingen währenddessen auch ein wenig durch die engen Straßen von Kathmandu. Dabei erwacht auf einmal die ganze Stadt zum Leben. Wir sind im Touristenviertel der Stadt untergebracht und da sahen wir nur westliche Leute auf der Straße... es war gut einmal ein wenig Leben in den sonst ausgestorbenen Straßen der Stadt zu sehen. Was man öfter sieht sind protestierende Maoisten, die durch die Straßen ziehen.

In den letzten Tagen sahen wir eigentlich nicht viel von Kathmandu... man kann ja alles nur zu Fuß gehen. Auf dem Durbar Platz sahen wir viele verschiedene Tempel, von den Hinduisten und von den Buddhisten. Inmitten des Platzes sticht vor allem ein Gebäude heraus, das im europäischen Stil gebaut ist. Der größte der Tempel ist auch als der Hippie-Tempel bekannt, da dort Jimmy Hendrix und einige seiner Hippie-Brüder drogen nahmen und Gitarre spielten. Ein weiterer Tempel ist mit Schnitzereien verziert, die Bilder aus dem Kamasutra zeigen. Offenbar war das eine Art Lehrbuch für die lokale Bevölkerung.

Wir besichtigten auch noch den Affentempel, zu dem 213 Stufen hinauf führen und von dem man eine gute Aussicht über die Stadt hat. Auf dem Weg dorthin mussten wir einen Fluss überqueren, der ohne Übertreibung das dreckigste war was wir je gesehen hatten. Es schwamm total viel Müll drinnen und das Wasser war total schwarz (keine Übertreibung... es war total schwarz). Leider war das Wetter gerade sehr schlecht als wir oben waren und so standen wir die meiste Zeit unter einem Dachvorsprung um nicht allzu nass zu werden. Auf dem Heimweg wurden wir allerdings ohnehin ordentlich eingeregnet. ;)

Morgen geht es dann weiter nach Pokhara, der zweitgrößten Stadt in Nepal. Von dort brechen wir dann zu unserem 12 Tagestrek in das Annapurnagebiet auf. Wir haben uns jetzt mit einem frisch verheirateten Paar aus Rumänien zusammengetan und wir werden gemeinsam mit einem einheimischen Führer gehen. Wir werden wahrscheinlich jetzt länger kein Internet haben und darum möchten wir uns nun von allen treuen Lesern verabschieden... wünscht uns Glück und hoffen wir, dass sich die politische Lage etwas entspannt. Wir werden uns aber falls möglich mal melden...

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Sonntag, 2. Mai 2010
Agra und zurueck nach Delhi (30.4. & 1.5.)
Nach dem Fruehstueck machten wir uns auf den Weg nach Agra, wo das beruehmte Taj Mahal steht. Die Fahrt war sehr lang, da ein Teil der Strasse gesperrt war. Hier wird man bei einer Strassensperre allerdings nur informiert, dass man nicht weiterfahren kann aber man bekommt keine Vorschlaege fuer Alternativen. So fuhren wir fuer einige Zeit ueber ganz kleine schmale Strassen durch das laendliche Indien. Der Fahrer hat auch nicht genau gewusst auf welchen Strassen wir fahren, er hat aber offenbar immer richtig geraten da wir dann irgendwann doch wieder auf der Autobahn gelandet sind. Ausserdem kamen wir auch kurz in den Genuss Geisterfahrer zu sein, was in Indien keine Seltenheit ist und auch immer gewollt und tolleriert ist.

Nach einigen Stunden im Auto konnten wir dann endlich unser Zimmer beziehen. Agra ist eigentlich keine schoene Stadt und hat anscheinend auch kein gutes und nur wenig Wasser. Das schlaegt sich vor allem in den Preisen fuer die Restaurants nieder, die mit Mineralwasser kochen muessen um die Maegen der Touristen nicht zu vergiften. Der einzige Grund fuer einen Besuch in Agra ist das Taj Mahal...

Am Abend bekam Chris eine Rasur auf der Strasse. Unser Fahrer kannte den Barber und der machte das sehr sehr gruendlich und schonend fuer die Haut. Ausserdem war die Rasur fuer 20 Rupien (~30 Cent) In Indien ist es generell so, dass man oft gute Dienstleistungen auf der Strasse bekommt. Das gilt sowohl fuer die Barber als auch fuer die Restaurants, wir haben immer in Restaurants mit einer sehr dreckigen Gesamterscheinung gegessen. Hauptsache das Essen ist frisch zubereitet... Man muss halt wissen wohin man gehen kann und da war unser Fahrer schon eine grosse Hilfe.

Nachdem uns unser Fahrer am Abend mit Bier im Zimmer ueberraschte tranken wir ein paar Glaeser mit ihm. Es war recht lustig und wir tanzten mit ihm zu indischen Popsongs. Wir haben aber eh alles auf Video... ;) Danach gingen wir in ein sehr gutes Restaurant, einerseits weil es unser letzter Abend war und andererseits weil es in Agra notwendig ist mehr auszugeben um sicheres Essen zu bekommen. Chris ass ungefaehr ein halbes Kilo Huhn, was nach mehr als einer Woche rein vegetarischer Ernaehrung sehr sehr viel war! ;)

Am naechsten Tag wollten wir eigentlich schon vor 6 aufstehen um den Sonnenaufgang beim Taj Mahal zu geniessen. Nachdem es aber wieder mal keinen Strom gab und wir keine Lust hatten mit der Taschenlampe herumzulaufen wurde es dann doch 6.30 bis wir aus dem Bett krochen. Es stellte sich allerdings ohnehin heraus, dass es bewoelkt war und wir beim Sonnenaufgang nichts versaeumt hatten. Nachdem wir auf dem Weg zum Taj alle Inder erfolgreich ignoriert hatten durften wir den sehr hohen Eintrittspreis von 750 Rupien (~12euro) pro Person bezahlen. Die Inder bezahlen im Gegensatz dazu nur 20 Rupien (~30 Cent). Da es doch noch sehr frueh am Morgen war hielt sich der Touristenstrom in Grenzen und wir konnten relativ ungestoert unsere ersten Fotos von dem Palast aus Marmor machen. In echt sieht das Gebaeude eigentlich noch schoener, harmonischer und beeindruckender aus als auf den Fotos. Die Gartenanlage rundherum traegt auch noch dazu bei das ganze sehr harmonisch wirken zu lassen (sagt der Reisefuehrer ;) ). Sehr schoen sind auch die Verzierungen auf den Waenden des Gebaeudes, alles eingelegte Steine in den Marmor. Wir verbrachten 3 Stunden mit der Besichtigung der Anlage... Um 10 fuellte sich alles allerdings mit Touristengruppen und wir waren froh schon so bald dort gewesen zu sein!

Gleich nach dem Besuch des Taj Mahals machten wir uns auf den Weg zurueck nach Delhi, wo wir noch 2 Naechte bleiben werden bevor unser Flug nach Kathmandu geht. Wie immer war es aufregend auf der Fahrt den Verkehr und die Gefaehrte der Inder zu beobachten. Man wuerde nicht glauben wie viele Leute eigentlich in einen Jeep reinpassen koennen wenn man will... man muss nur Leute aufs Dach setzen und drinnen platzsparend schlichten und schon hat man 15 Leute in einem Auto. ;) Auserdem erfuhren wir von unserem Fahrer, dass es in Indien ganz normal ist keinen Fuehrerschein zu haben und im Falle des Falles die Polizei ein bisschen besticht. Das erklaert allerdings die Fahrweise der Leute hier recht gut. ;) Geld regiert die Welt (Indien).

Sobald man in die Naehe von Delhi kommt ist alles eine riesen Baustelle, da hier in ca. 150 Tagen die Commonwealth Games beginnen. Wir koennen uns allerdings nicht vorstellen, dass die ganzen Strassen bis dahin fertig werden. Unser Fahrer hat gemeint, dass sie jetzt einfach minderwertig bauen um Termingerecht alles fertiggestellt zu haben. Originalzitat: 'Now they use bad material. After broken, it's a not a problem.' In Delhi verabschiedeten wir uns von unserem Fahrer, der uns eine sehr spannende und interessante Tour durch Rajasthan geboten hat, wir werden ihn weiterempfehlen.

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Noch ein Tag in Jaipur (29. April)
Nach dem Fruehstueck fuhren wir durch die Rote Stadt zum Jantar Mantar Observatory von Jaipur. Als Rote Stadt bezeichnet man das Zentrum von Jaipur, wo die Haeuser alle in einer rot/rosa Farbe. Im Observatory kann man alle moeglichen astronomischen Geraete aus dem 18. Jahrhundert bewundern. Zusammen mit zwei Reisenden aus England nahmen wir uns eine Fuehrung durch das Gelände, da man sonst wenig versteht wie die Instrumente funktionieren bzw. was sie eigentlich anzeigen sollen. So sahen wir die groesste Sonnenuhr der Welt mit einer Genauigkeit von ein paar Sekunden. Die Inder halten ausserdem sehr viel von Astrologie und so gab es alle moeglichen Instrumente, von denen man das momentane Sternzeichen und dessen Aszendenten ablesen konnte. Laut unserem Fahrer wurde in Indien Astronomie eigentlich nur betrieben um astrologische Vorhersagen treffen zu koennen. Ausserdem gab es alle moeglichen Instrumente, mit deren Hilfe man den Sonneneinfallswinkel und aehnliches bestimmen konnte. Wir fanden die Fuehrung sehr interessant weil es eine willkommene Abwechslung zu den ueblichen Palaesten und Befestigungsanlagen.

Gleich nebenan ist der Stadtpalast, der vom Maharadscha verwaltet wird. Zu besichtigen sind diverse Museen, wo man einiges aus dem Leben des Maharadschas sieht. Es sind Kunstwerke, Kleidungsstuecke, Waffensammlungen und Saenften zu besichtigen und natuerlich gibt es einen riesen Souveniershop. Der Palast selber ist sehr schoen und man sieht kunstvoll verzierte Gebaeude und auch die groessten Silbergefaesse der Welt. In der Mittagshitze wurde es uns aber dann bei Temperaturen jenseits der 40° Marke zu heiss und wir machten uns auf den Weg zu einem Restaurant.

Gestaerkt fuhr uns unser Fahrer dann zum Jaigarh Fort, das auf einem Huegel erbaut ist. Die Anlage selbst ist in einem eher schlechten Zustand und die Hauptattraktion dort ist eigentlich die groesste Kanone auf Raedern der Welt. Sie wiegt 50 Tonnen und benoetigt 100kg Schiesspulver fuer jeden Schuss, der bis zu 30km weit reicht. Neben der Kanone waren wir noch von der Aussicht ueber die Stadt begeistert. Wegen der grossen Hitze machten wir uns dann aber gleich auf den Heimweg um zu rasten.

Am Abend suchten wir uns ein Internet Cafe, wo wir allerdings nur kurz in den genuss des World Wide Webs kamen. 10 Minuten nach unserer Ankunft fiel der Strom aus und es begann sehr stark zu regnen und stuermen. Wir 'unterhielten' uns dann mit einem taubstummen indischen Jugendlichen, der sehr nett war. Er schien wirklich daran interessiert zu sein mit uns zu kommunizieren ohne uns etwas verkaufen zu wollen. Eine nette Abwechslung... ;) Den Abend verbrachten wir damit die vom Regen gereinigte und 'kuehle' Abendluft zu geniessen.

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