Montag, 24. Mai 2010
Trekking in den Bergen von Nepal
silviachris, 17:44h
Tag 0: Kathmandu - Pokhara:
Am Vormittag starteten wir mit einer kleinen Maschine (ca. 50 Passagiere) von Kathmandu nach Pokhara. Die Sicherheitskontrollen sind bei den Inlandsflügen eher dürftig, die Atmosphäre erinnerte eher an einen Bahnhof. Nach 30 Minuten Flug landeten wir dann auch schon auf unserem Zielflughafen. Das Gepäck wird nicht wie bei anderen Flughäfen auf Förderbändern transportiert, sondern wird in die Ankunftshalle getragen und ausgehändigt.
Unser Wanderführer Balram holte uns vom Flughafen mit dem Fahrrad ab weil wegen den Streiks noch keine anderen Verkehrsmittel zur Verfügung standen. Wir packten so viele Rucksäcke und Taschen wie nur irgendwie möglich auf das arme Fahrrad und so marschierten wir ca. 40 Minuten bis in unser Hotel.
Nach einem kurzen Gespräch mit Balram machten wir uns auf den Weg in die Stadt um uns einen Schlafsack auszuborgen und uns Snacks für die Wanderung zu besorgen. Danach beobachteten wir gemeinsam mit dem rumänischen Paar den Sonnenuntergang am Seeufer von Pokhara.
Kurze Anmerkung: wir hatten bis zu diesem Tag einen Nagelzwicker. Leider entschloss sich Silvia an diesem Abend diesen in der Klomuschel zu versenken. Es gab an diesem Abend aber auch eine gute Nachricht: Die Streiks wurden abgeblasen und so konnte Balram noch ein Taxi für den nächsten Morgen zum Startpunkt unserer Wanderung bestellen.
Tag 1: Pokhara (800m) - Nayapul (1070m) - Hile (1430m)
Der erste Tag unseres 12 Tage Treks begann mit einer Autofahrt von Pokhara nach Nayapul. Während der Fahrt wurde uns erst bewusst wieviel Fußweg wir uns eigentlich durch das Ende der Streiks sparten. Die 45 Minuten im Auto wären zu Fuß sicher sehr sehr lang und anstrengend gewesen. Wir waren mit zwei Rumänen, Dacian und Anna unterwegs, die ihre Flitterwochen in den nepalesischen Himalayas verbringen wollen.
Der Wanderweg führte uns an einem Bach entlang, der uns sehr stark an das Tessin in der Schweiz erinnerte. Der Start unserer Wanderung war sehr gemütlich und nicht besonders anstrengend. Dacian gab ein paar Kindern am Weg ein Mars, was ihn zum Helden unter den kleinen Mädels machte. ;) Entlang des Weges zeigte uns unser Führer Balram verschiedene Leute bei ihrer Arbeit. So sahen wir zum Beispiel einen Töpfemacher beim Flicken eines Topfes. Man sieht auch immer wieder Esel, die Waren von Dorf zu Dorf tragen. Interessant ist auch die traditionelle Art wie Nepalesen Lasten Tragen: alles kommt in einem geflochtenen Bambuskorb und das Gewicht wird mit einem breiten Stoffband auf der Stirn getragen. Die Schultern werden nicht belastet, der Vorteil dabei ist, dass man den Korb ohne Probleme loswird falls man das Gleichgewicht verliert. Ein Rucksack liegt hingegen auf den Schultern und wenn man das Gleichgewicht verliert, dann fällt man mit dem Gepäck... Ganz lustig war für uns zu sehen wie ein alter Mann auf diese Weise richtung Nayapul getragen wurde.
Als wir unsere Herberge für die Nacht erreichten fing es gleich zu regnen an... Glück gehabt! Die Unterkünfte entlang des Weges sind einfach mit Holzbetten und sehr sehr dünnen Wänden aber sie erfüllen ihren Zweck und sind meist sauber. Dafür bekommt man immer ein Doppelzimmer, was in Österreich eigentlich nicht üblich ist. Den Abend verbrachten wir mit Uno Spielen, was zu unserer Lieblingsbeschäftigung entlang des Weges wurde. Auch unser Wanderführer lernte das Spiel schnell und spielte eigentlich immer mit. In Hile fingen wir auch an uns unser eigenes Trinkwasser aufzubereiten... wir brachten dazu Tabletten mit, die man im Bergwasser auflöst um es trinkbar zu machen. Die Silberionen zerstören angeblich alle schädlichen Mikroorganismen...
Tag 2: Hile (1430m) - Ghorepani (2860)
Dieser Tag war ohne Zweifel einer der anstrengendsten unseres Treks... gleich zu Beginn mussten wir 800 Höhenmeter über 3280 Steinstufen erklimmen. Übrigens trifft man entlang des Weges immer wieder auf Kinder, die unseren Wanderweg als Schulweg zweimal pro Tag gehen. Das erkärt auch warum westliche Bergsteiger nie mit den Einheimischen mithalten können. Als Ansporn konnte man am Weg den ersten hohen Berg, den Annapurna Südgipfel (7219m) sehen. Nach 8 Stunden Wanderung erreichten wir unser Ziel um ca. 14.30... wir haben uns während des Treks angewöhnt immer sehr sehr früh aufzustehen (ca. 5.30) und bald schlafen zu gehen (ca. 8.00) um am Nachmittag den Monsunregenfällen zu entkommen.
Die Unterkunft in Ghorepani war eine der besten entlang unseres Weges. Auch die Küche war sehr gut und wir bestellten uns ein Knoblauchsteak für den Abend. Das Fleisch war zwar eher zäh, es war aber trotzdem die beste Mahlzeit des Treks. Wir entschieden uns auch noch einen zusätzlichen Tag in Ghorepani zu verbringen, da einerseits die Aussicht sehr schön ist und wir andererseits mit der Verdauung zu kämpfen hatten.
Tag 3: Poon Hill (3210m)
Unser 'Rasttag' begann um 4 in der Früh mit einer Nachtwanderung auf den sehr beliebten Aussichtspunkt 'Poon Hill'. Wir mussten mit der Taschenlampe wandern, da es noch total finster war. Silvia hatte leider Probleme mit dem Aufstieg, da ihr Körper ohne Frühstück streikte und ihr schlecht wurde. Langsam kämpften wir uns allerdings dann doch in Richtung Gipfel, den wir dann nach einiger Zeit auch erreichten. Die Aussicht von dort war traumhaft und wir sahen den Sonnenaufgang über einem gewaltigen Bergmassiv gebildet aus Dhaulagiri (8167m), Annapurna Südgipfel (7219m), Hiun Chuli (6434m) und Machhapuchhre (6997m). Nach dem Sonnenaufgang und vielen vielen Bildern machten wir uns mit einigen anderen Touristen wieder auf den Rückweg nach Ghorepani. Dort gingen wir erstmal ins Bett um ein wenig von dem versäumten Schlaf nachzuholen.
Den restlichen Tag verbrachten wir eigentlich sehr sehr faul... wir schafften es allerdings uns aufzurappeln und kurz in das Dorf zu gehen. Dort kauften wir uns dann noch Hauben für die kälteren Tage unseres Treks. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht was für eine gute Investition wir damit eigentlich tätigten.
Tag 4: Ghorepani (2860m) - Ban Thanti (3180m) - Tadapani (2630m)
Laut unserem Führer war dies wieder mal ein Tag mit viel viel 'nice walking' durch den Dschungel. Die Wirklichkeit sah allerdings so aus, dass wir relativ viel bergauf und bergab gehen mussten. Es ist ein bisschen anders als in Österreich, wo man einfach zum Berg fährt und dann rauf geht. Hier muss man zuerst über kleinere Berge gehen um zu den 8000ern zu gelangen. Daher mussten wir viele Hügel erklimmen nur um dann auf der anderen Seite wieder ins Tal abzusteigen. Die Unterkunft in Tadapani ließ allerdings ziemlich zu wünschen übrig... das Essen war nicht wirklich gut (verfaulte alte Kartoffel) und auf dem Klo waren viele viele Würmer, was unseren Aufenthalt nicht wirklich gemütlich machte.
Tag 5: Tadapani (2630m) - Kimrong (1800m) - Chomrong (2170m)
An diesem Tag mussten wir viel von den bereits erklommenen Höhenmetern wieder hinunter gehen. Die Landschaft entlang des Weges war allerdings sehr schön. Auf den Hängen sieht man immer die Terrassen, die die Einheimischen anlegen um Landwirtschaft betreiben zu können. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass die Rodung des Waldes auch einige Erdrutsche verursacht. Einer dieser Erdrutsche hat auch den alten Wanderweg zerstört und so mussten wir einige Meter hinauf um sicher queren zu können.
Was entlang des Weges auch immer wieder passiert ist, dass einem Hunde für längere Zeit folgen. So hat man dann stille Begleiter für 2-3 Stunden. Viele Touristen füttern die Hunde mit Keksen und anderen Süßigkeiten, was für die Tiere natürlich sehr schlecht ist.
Tag 6: Chomrong (2170m) - Dobhan (2600m)
Der Tag startete mit einem Abstieg von 300m ins Tal, die wir danach gleich wieder hinaufsteigen durften. Damit war es allerdings nicht erledigt... es kam noch ein weiteres Stück wo man wieder sehr viele Meter hinunter muss. Am Ende unserer Wanderung für diesen Tag schafften wir es gerade in die Unterkunft bevor der Regen startete... Der Regen fiel an diesem Tag ziemlich heftig aus, teilweise sogar mit Hagel. Ab Dobhan gab es übrigens kein Duschen mehr für uns, da es zu kalt dafür wird und nirgends eingeheizt ist. Der Geruch ist am Berg allerdings kein so großes Problem da alle stinken. ;)
Was uns sehr freute war, dass uns Balram Wanderstöcke aus Bambus machte. Man findet die Bambusstauden überall entlang des Weges und wenn man glück hat, dann findet man einen getrockneten Stamm. Dieser macht sich dann sehr gut als Wanderstock, da er einerseits leicht und andererseits sehr stabil ist. Außerdem meinte Silvia dadurch der Natur verbundener zu sein.
Kleine Anmerkung zur nepalesischen Esskultur: Unser Führer isst wirklich jeden Tag zwei mal die Nationalspeise (übrigens auch das einzige Gericht, das die nepalesische Küche zu bieten hat) Daal Bhat. Dieser Begriff wurde allerdings erst durch Touristen eingeführt und früher wurde dieses Gericht einfach nur Essen genannt, da es ohnehin nichts anderes gab. Daal Bhat besteht aus einem großen Berg an Reis und dazu bekommt man eine Linsensuppe zum Drübergießen und ein wenig Gemüse.
Tag 7: Dobhan (2600m) - Machhapuchhre Base Camp (3700m)
Diesmal führte uns der Wanderpfad zum ersten mal nur bergauf... Zwischen 10 und 11 fing es dann leider zu regnen an. Gut, dass der Regen etwas weiter oben schnell in Schnee überging und uns unsere Regenausrüstung schützte. So kamen wir relativ trocken aber trotzdem ziemlich kalt oben an. Silvia saß dann mit zwei Decken und einem Schlafsack da und sie fror immer noch. In dem Quartier sahen wir zum ersten Mal was es in Nepal heißt einen Gemeinschaftsraum zu heizen. Es wird dazu ein Brenner, der mit Kerosin betrieben wird unter den Tisch gestellt und eigentlich werden nur die Füße geheizt... es wird einem aber trotzdem mit der Zeit ganz angenehm warm.
Leider werden die Schlafräume nicht geheizt und so mussten wir uns dann in ein sehr sehr kaltes Zimmer zum Schlafen zurückziehen. Draußen hatte es weit unter 0 Grad und im Zimmer war die Temperatur leicht über dem Gefrierpunkt. Leider hatten wir nicht sehr viele warme Sachen mit, da uns im Hotel gesagt wurde es würde nicht so kalt werden.
Tag 8: MBC (3700m) - Annapurna Base Camp (4130m)
In der Früh machten wir uns bei Eis und Schnee auf den Weg zu unserem Ziel, dem Annapurna Base Camp. Für den Aufstieg brauchten wir ca. 2 Stunden, was in geringer Höhe sicher schneller gegangen wäre. Man merkt schon, dass die Luft dünner wird und jeder Schritt anstrengender ist als weiter unten. Bereits kurz nach dem Start kamen wir allerdings in die Sonne und es wurde zumindest angenehm warm.
Oben angekommen konnten wir die herrliche Rundumsicht auf die Berge genießen. Vor allem der Annapurna I Gipfel mit 8091m schien direkt vor unserer Nase zu sein. Von diesem Base Camp finden auch die Expeditionen zum Gipfel statt. Leider sterben auch immer wieder Leute auf diesen hohen Bergen und so sahen wir viele Gedenkstätten, die an berühmte Alpinisten erinnern sollen. Nach sehr sehr vielen Fotos begaben wir uns in den Gemeinschaftsraum unserer Unterkunft und es dauerte nicht lange bis wieder Wolken aufzogen.
Unser Führer Balram nahm uns am Nachmittag noch zu einem kurzen Aufstieg zum Gletscher mit. Wahnsinn wie auch hier in den Himalayas das Eis zurückgeht... Der Abend war gemütlich im mit Kerosinbrenner beheizten Gemeinschaftsraum, die Nacht war allerdings wieder wahnsinnig kalt.
Tag 9: ABC (4130m) - Sinuwa (2360m)
Der Tag unseres Abstiegs begann mit Sonnenschein und einer wunderschönen rundumsicht auf die Berge. Das artete natürlich wie immer in eine Fotoorgie aus... ;) Danach begann der relativ schnelle Abstieg, so bewältigten wir fast 2000 Höhenmeter nach Bamboo. Entlang des Weges wunderten wir uns, dass wir das wirklich alles hinaufgestiegen sind. Hinunter geht es eindeutig schneller und einfacher, obwohl man natürlich schon jeden Meter in den Gelenken spürt. Chris hatte vor allem Probleme mit seinem Rucksack, der nicht mehr richtig einzustellen war, da einer der Träger einige Tage zuvor gerissen war.
In Bamboo fassten wir trotzdem den Entschluss noch weiter als geplant nach Sinuwa zu gehen... das hieß noch einmal 2 Stunden und 300 Höhenmeter nach oben und wieder runter. Danach wurden wir allerdings mit der ersten warmen Dusche seit einigen Tagen und einer schönen warmen Unterkunft belohnt. Ausserdem freundeten wir uns mit einem Kanadier und einer Amerikanerin an, die gemeinsam unterwegs waren. Der Abend wurde sehr lustig, obwohl das Essen alles andere als gut war... Als dann ein Deutscher, eine Koreanerin und zwei Amis zu hartem Alkohol griffen machten wir uns lieber auf den Weg ins Bett. Es war schließlich schon 8 Uhr und nach Sonnenuntergang. ;)
Tag 10: Sinuwa (2360m) - Jhinudanda (1780m)
Der Tag begann mit einem sehr heftigen Abstieg in ein Tal auf ca. 1800m und dann alles wieder rauf nach Chomrong (2170m). Dieses Auf und Absteigen kommt einem oft wie Energieverschwendung vor! Danach ging es aber glücklicherweise nur mehr bergab nach Jhinudanda, wo wir uns ein Quartier suchten.
Das besondere an dieser Gegend sind die heißen Quellen, die sich direkt neben einem eiskalten von Gletscherwasser gespeisten Bach befinden. Der große Nachteil an der ganzen Sache: die Quellen sind noch 150 Meter tiefer als Jhinudanda. Hinunter war eigentlich auch kein Problem... dort genossen wir das warme Wasser, das in betonierten Pools aufgefangen wird und der Öffentlichkeit gegen eine freiwillige Spende zugänglich gemacht wird. Es war auch sehr angenehm für den Körper sich in dem warmen Wasser zu entspannen. Anstrengend war danach allerdings der Weg zurück nach Jhinudanda... unser Kreislauf wollte nicht mehr so wirklich auf Schwung kommen. Letztendlich kamen wir total verschwitzt und nicht sauberer als vor den Quellen bei unserem Quartier an.
Tag 11: Jhinudanda (1780m) - New Bridge (1340) - Deurali (2100m) - Pothana (1890m)
Ohne Zweifel war Tag 11 einer der anstrengendsten Tage unseres Treks... Wir starteten zuerst mit einem steilen abstieg in ein Tal, dann über eine Hängebrücke über einen Fluss um dann auf der anderen Seite über einen der Berge drüberzugehen. Oben in Deurali angekommen waren wir sehr sehr fertig und genossen unser Mittagessen...
Beim Abstieg richtung Pothana bot Silvia Chris an seinen Rucksack zu tragen, da er sich schon seit 11 Tagen über dessen Tragekomfort beschwerte. Chris genoss den leichteren Rucksack von Silvia sehr und Silvia kämpfte sich mit dem plumpen schweren Rucksack ohne Beschwerden den Berg hinunter. Wir waren dann sehr sehr froh als wir in Pothana ankamen und uns dort aufs Bett fallen lassen zu können.
Tag 12: Pothana (1890m) - Phedi (1130m) - Pokhara (800m)
In der Früh begannen wir unseren finalen Abstieg richtung Phedi... der große Rucksack wurde auch an diesem Tag wieder von Silvia getragen, was Chris sehr freute. Nach 2 Stunden harten Abstiegs kamen wir dann auch schon in Phedi an, wo wir von einem Taxi abgeholt und in die Stadt Pokhara zurückgebracht wurden. Dort konnten wir wieder zu 'normalen' nepalesischen Preisen einkaufen und essen... entlang des Treks sind die Preise für Essen und Trinken mit der Höhe gestiegen, da alles zu Fuß hinaufgetragen werden muss. Dafür waren die Unterkünfte sehr sehr billig... um ca. 2 Euro konnte man in einem Doppelzimmer übernachten. Im Gegensatz dazu kostete ein Daal Bhat teilweise bis zu 4 Euro.
In Pokhara verbrachten wir noch ein letztes gemeinsames Abendessen mit unserem Wanderführer Balram, bevor er am nächsten Tag zu seiner Familie zurückfuhr. Natürlich gab es (wie jeden Tag für Balram) Daal Bhat, was auch sonst :) ..
Wir haben die anstrengenden Wandertage sehr genossen und wurden (fast) jeden Tag mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Riesen des Himalaya belohnt. Jetzt freuen wir uns aber schon auf daheim. Danke fürs Bloglesen und wir sehen euch in Österreich! Am 28.5. landet unser Flug in München, wer will uns abholen :) ??
Am Vormittag starteten wir mit einer kleinen Maschine (ca. 50 Passagiere) von Kathmandu nach Pokhara. Die Sicherheitskontrollen sind bei den Inlandsflügen eher dürftig, die Atmosphäre erinnerte eher an einen Bahnhof. Nach 30 Minuten Flug landeten wir dann auch schon auf unserem Zielflughafen. Das Gepäck wird nicht wie bei anderen Flughäfen auf Förderbändern transportiert, sondern wird in die Ankunftshalle getragen und ausgehändigt.
Unser Wanderführer Balram holte uns vom Flughafen mit dem Fahrrad ab weil wegen den Streiks noch keine anderen Verkehrsmittel zur Verfügung standen. Wir packten so viele Rucksäcke und Taschen wie nur irgendwie möglich auf das arme Fahrrad und so marschierten wir ca. 40 Minuten bis in unser Hotel.
Nach einem kurzen Gespräch mit Balram machten wir uns auf den Weg in die Stadt um uns einen Schlafsack auszuborgen und uns Snacks für die Wanderung zu besorgen. Danach beobachteten wir gemeinsam mit dem rumänischen Paar den Sonnenuntergang am Seeufer von Pokhara.
Kurze Anmerkung: wir hatten bis zu diesem Tag einen Nagelzwicker. Leider entschloss sich Silvia an diesem Abend diesen in der Klomuschel zu versenken. Es gab an diesem Abend aber auch eine gute Nachricht: Die Streiks wurden abgeblasen und so konnte Balram noch ein Taxi für den nächsten Morgen zum Startpunkt unserer Wanderung bestellen.
Tag 1: Pokhara (800m) - Nayapul (1070m) - Hile (1430m)
Der erste Tag unseres 12 Tage Treks begann mit einer Autofahrt von Pokhara nach Nayapul. Während der Fahrt wurde uns erst bewusst wieviel Fußweg wir uns eigentlich durch das Ende der Streiks sparten. Die 45 Minuten im Auto wären zu Fuß sicher sehr sehr lang und anstrengend gewesen. Wir waren mit zwei Rumänen, Dacian und Anna unterwegs, die ihre Flitterwochen in den nepalesischen Himalayas verbringen wollen.
Der Wanderweg führte uns an einem Bach entlang, der uns sehr stark an das Tessin in der Schweiz erinnerte. Der Start unserer Wanderung war sehr gemütlich und nicht besonders anstrengend. Dacian gab ein paar Kindern am Weg ein Mars, was ihn zum Helden unter den kleinen Mädels machte. ;) Entlang des Weges zeigte uns unser Führer Balram verschiedene Leute bei ihrer Arbeit. So sahen wir zum Beispiel einen Töpfemacher beim Flicken eines Topfes. Man sieht auch immer wieder Esel, die Waren von Dorf zu Dorf tragen. Interessant ist auch die traditionelle Art wie Nepalesen Lasten Tragen: alles kommt in einem geflochtenen Bambuskorb und das Gewicht wird mit einem breiten Stoffband auf der Stirn getragen. Die Schultern werden nicht belastet, der Vorteil dabei ist, dass man den Korb ohne Probleme loswird falls man das Gleichgewicht verliert. Ein Rucksack liegt hingegen auf den Schultern und wenn man das Gleichgewicht verliert, dann fällt man mit dem Gepäck... Ganz lustig war für uns zu sehen wie ein alter Mann auf diese Weise richtung Nayapul getragen wurde.
Als wir unsere Herberge für die Nacht erreichten fing es gleich zu regnen an... Glück gehabt! Die Unterkünfte entlang des Weges sind einfach mit Holzbetten und sehr sehr dünnen Wänden aber sie erfüllen ihren Zweck und sind meist sauber. Dafür bekommt man immer ein Doppelzimmer, was in Österreich eigentlich nicht üblich ist. Den Abend verbrachten wir mit Uno Spielen, was zu unserer Lieblingsbeschäftigung entlang des Weges wurde. Auch unser Wanderführer lernte das Spiel schnell und spielte eigentlich immer mit. In Hile fingen wir auch an uns unser eigenes Trinkwasser aufzubereiten... wir brachten dazu Tabletten mit, die man im Bergwasser auflöst um es trinkbar zu machen. Die Silberionen zerstören angeblich alle schädlichen Mikroorganismen...
Tag 2: Hile (1430m) - Ghorepani (2860)
Dieser Tag war ohne Zweifel einer der anstrengendsten unseres Treks... gleich zu Beginn mussten wir 800 Höhenmeter über 3280 Steinstufen erklimmen. Übrigens trifft man entlang des Weges immer wieder auf Kinder, die unseren Wanderweg als Schulweg zweimal pro Tag gehen. Das erkärt auch warum westliche Bergsteiger nie mit den Einheimischen mithalten können. Als Ansporn konnte man am Weg den ersten hohen Berg, den Annapurna Südgipfel (7219m) sehen. Nach 8 Stunden Wanderung erreichten wir unser Ziel um ca. 14.30... wir haben uns während des Treks angewöhnt immer sehr sehr früh aufzustehen (ca. 5.30) und bald schlafen zu gehen (ca. 8.00) um am Nachmittag den Monsunregenfällen zu entkommen.
Die Unterkunft in Ghorepani war eine der besten entlang unseres Weges. Auch die Küche war sehr gut und wir bestellten uns ein Knoblauchsteak für den Abend. Das Fleisch war zwar eher zäh, es war aber trotzdem die beste Mahlzeit des Treks. Wir entschieden uns auch noch einen zusätzlichen Tag in Ghorepani zu verbringen, da einerseits die Aussicht sehr schön ist und wir andererseits mit der Verdauung zu kämpfen hatten.
Tag 3: Poon Hill (3210m)
Unser 'Rasttag' begann um 4 in der Früh mit einer Nachtwanderung auf den sehr beliebten Aussichtspunkt 'Poon Hill'. Wir mussten mit der Taschenlampe wandern, da es noch total finster war. Silvia hatte leider Probleme mit dem Aufstieg, da ihr Körper ohne Frühstück streikte und ihr schlecht wurde. Langsam kämpften wir uns allerdings dann doch in Richtung Gipfel, den wir dann nach einiger Zeit auch erreichten. Die Aussicht von dort war traumhaft und wir sahen den Sonnenaufgang über einem gewaltigen Bergmassiv gebildet aus Dhaulagiri (8167m), Annapurna Südgipfel (7219m), Hiun Chuli (6434m) und Machhapuchhre (6997m). Nach dem Sonnenaufgang und vielen vielen Bildern machten wir uns mit einigen anderen Touristen wieder auf den Rückweg nach Ghorepani. Dort gingen wir erstmal ins Bett um ein wenig von dem versäumten Schlaf nachzuholen.
Den restlichen Tag verbrachten wir eigentlich sehr sehr faul... wir schafften es allerdings uns aufzurappeln und kurz in das Dorf zu gehen. Dort kauften wir uns dann noch Hauben für die kälteren Tage unseres Treks. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht was für eine gute Investition wir damit eigentlich tätigten.
Tag 4: Ghorepani (2860m) - Ban Thanti (3180m) - Tadapani (2630m)
Laut unserem Führer war dies wieder mal ein Tag mit viel viel 'nice walking' durch den Dschungel. Die Wirklichkeit sah allerdings so aus, dass wir relativ viel bergauf und bergab gehen mussten. Es ist ein bisschen anders als in Österreich, wo man einfach zum Berg fährt und dann rauf geht. Hier muss man zuerst über kleinere Berge gehen um zu den 8000ern zu gelangen. Daher mussten wir viele Hügel erklimmen nur um dann auf der anderen Seite wieder ins Tal abzusteigen. Die Unterkunft in Tadapani ließ allerdings ziemlich zu wünschen übrig... das Essen war nicht wirklich gut (verfaulte alte Kartoffel) und auf dem Klo waren viele viele Würmer, was unseren Aufenthalt nicht wirklich gemütlich machte.
Tag 5: Tadapani (2630m) - Kimrong (1800m) - Chomrong (2170m)
An diesem Tag mussten wir viel von den bereits erklommenen Höhenmetern wieder hinunter gehen. Die Landschaft entlang des Weges war allerdings sehr schön. Auf den Hängen sieht man immer die Terrassen, die die Einheimischen anlegen um Landwirtschaft betreiben zu können. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass die Rodung des Waldes auch einige Erdrutsche verursacht. Einer dieser Erdrutsche hat auch den alten Wanderweg zerstört und so mussten wir einige Meter hinauf um sicher queren zu können.
Was entlang des Weges auch immer wieder passiert ist, dass einem Hunde für längere Zeit folgen. So hat man dann stille Begleiter für 2-3 Stunden. Viele Touristen füttern die Hunde mit Keksen und anderen Süßigkeiten, was für die Tiere natürlich sehr schlecht ist.
Tag 6: Chomrong (2170m) - Dobhan (2600m)
Der Tag startete mit einem Abstieg von 300m ins Tal, die wir danach gleich wieder hinaufsteigen durften. Damit war es allerdings nicht erledigt... es kam noch ein weiteres Stück wo man wieder sehr viele Meter hinunter muss. Am Ende unserer Wanderung für diesen Tag schafften wir es gerade in die Unterkunft bevor der Regen startete... Der Regen fiel an diesem Tag ziemlich heftig aus, teilweise sogar mit Hagel. Ab Dobhan gab es übrigens kein Duschen mehr für uns, da es zu kalt dafür wird und nirgends eingeheizt ist. Der Geruch ist am Berg allerdings kein so großes Problem da alle stinken. ;)
Was uns sehr freute war, dass uns Balram Wanderstöcke aus Bambus machte. Man findet die Bambusstauden überall entlang des Weges und wenn man glück hat, dann findet man einen getrockneten Stamm. Dieser macht sich dann sehr gut als Wanderstock, da er einerseits leicht und andererseits sehr stabil ist. Außerdem meinte Silvia dadurch der Natur verbundener zu sein.
Kleine Anmerkung zur nepalesischen Esskultur: Unser Führer isst wirklich jeden Tag zwei mal die Nationalspeise (übrigens auch das einzige Gericht, das die nepalesische Küche zu bieten hat) Daal Bhat. Dieser Begriff wurde allerdings erst durch Touristen eingeführt und früher wurde dieses Gericht einfach nur Essen genannt, da es ohnehin nichts anderes gab. Daal Bhat besteht aus einem großen Berg an Reis und dazu bekommt man eine Linsensuppe zum Drübergießen und ein wenig Gemüse.
Tag 7: Dobhan (2600m) - Machhapuchhre Base Camp (3700m)
Diesmal führte uns der Wanderpfad zum ersten mal nur bergauf... Zwischen 10 und 11 fing es dann leider zu regnen an. Gut, dass der Regen etwas weiter oben schnell in Schnee überging und uns unsere Regenausrüstung schützte. So kamen wir relativ trocken aber trotzdem ziemlich kalt oben an. Silvia saß dann mit zwei Decken und einem Schlafsack da und sie fror immer noch. In dem Quartier sahen wir zum ersten Mal was es in Nepal heißt einen Gemeinschaftsraum zu heizen. Es wird dazu ein Brenner, der mit Kerosin betrieben wird unter den Tisch gestellt und eigentlich werden nur die Füße geheizt... es wird einem aber trotzdem mit der Zeit ganz angenehm warm.
Leider werden die Schlafräume nicht geheizt und so mussten wir uns dann in ein sehr sehr kaltes Zimmer zum Schlafen zurückziehen. Draußen hatte es weit unter 0 Grad und im Zimmer war die Temperatur leicht über dem Gefrierpunkt. Leider hatten wir nicht sehr viele warme Sachen mit, da uns im Hotel gesagt wurde es würde nicht so kalt werden.
Tag 8: MBC (3700m) - Annapurna Base Camp (4130m)
In der Früh machten wir uns bei Eis und Schnee auf den Weg zu unserem Ziel, dem Annapurna Base Camp. Für den Aufstieg brauchten wir ca. 2 Stunden, was in geringer Höhe sicher schneller gegangen wäre. Man merkt schon, dass die Luft dünner wird und jeder Schritt anstrengender ist als weiter unten. Bereits kurz nach dem Start kamen wir allerdings in die Sonne und es wurde zumindest angenehm warm.
Oben angekommen konnten wir die herrliche Rundumsicht auf die Berge genießen. Vor allem der Annapurna I Gipfel mit 8091m schien direkt vor unserer Nase zu sein. Von diesem Base Camp finden auch die Expeditionen zum Gipfel statt. Leider sterben auch immer wieder Leute auf diesen hohen Bergen und so sahen wir viele Gedenkstätten, die an berühmte Alpinisten erinnern sollen. Nach sehr sehr vielen Fotos begaben wir uns in den Gemeinschaftsraum unserer Unterkunft und es dauerte nicht lange bis wieder Wolken aufzogen.
Unser Führer Balram nahm uns am Nachmittag noch zu einem kurzen Aufstieg zum Gletscher mit. Wahnsinn wie auch hier in den Himalayas das Eis zurückgeht... Der Abend war gemütlich im mit Kerosinbrenner beheizten Gemeinschaftsraum, die Nacht war allerdings wieder wahnsinnig kalt.
Tag 9: ABC (4130m) - Sinuwa (2360m)
Der Tag unseres Abstiegs begann mit Sonnenschein und einer wunderschönen rundumsicht auf die Berge. Das artete natürlich wie immer in eine Fotoorgie aus... ;) Danach begann der relativ schnelle Abstieg, so bewältigten wir fast 2000 Höhenmeter nach Bamboo. Entlang des Weges wunderten wir uns, dass wir das wirklich alles hinaufgestiegen sind. Hinunter geht es eindeutig schneller und einfacher, obwohl man natürlich schon jeden Meter in den Gelenken spürt. Chris hatte vor allem Probleme mit seinem Rucksack, der nicht mehr richtig einzustellen war, da einer der Träger einige Tage zuvor gerissen war.
In Bamboo fassten wir trotzdem den Entschluss noch weiter als geplant nach Sinuwa zu gehen... das hieß noch einmal 2 Stunden und 300 Höhenmeter nach oben und wieder runter. Danach wurden wir allerdings mit der ersten warmen Dusche seit einigen Tagen und einer schönen warmen Unterkunft belohnt. Ausserdem freundeten wir uns mit einem Kanadier und einer Amerikanerin an, die gemeinsam unterwegs waren. Der Abend wurde sehr lustig, obwohl das Essen alles andere als gut war... Als dann ein Deutscher, eine Koreanerin und zwei Amis zu hartem Alkohol griffen machten wir uns lieber auf den Weg ins Bett. Es war schließlich schon 8 Uhr und nach Sonnenuntergang. ;)
Tag 10: Sinuwa (2360m) - Jhinudanda (1780m)
Der Tag begann mit einem sehr heftigen Abstieg in ein Tal auf ca. 1800m und dann alles wieder rauf nach Chomrong (2170m). Dieses Auf und Absteigen kommt einem oft wie Energieverschwendung vor! Danach ging es aber glücklicherweise nur mehr bergab nach Jhinudanda, wo wir uns ein Quartier suchten.
Das besondere an dieser Gegend sind die heißen Quellen, die sich direkt neben einem eiskalten von Gletscherwasser gespeisten Bach befinden. Der große Nachteil an der ganzen Sache: die Quellen sind noch 150 Meter tiefer als Jhinudanda. Hinunter war eigentlich auch kein Problem... dort genossen wir das warme Wasser, das in betonierten Pools aufgefangen wird und der Öffentlichkeit gegen eine freiwillige Spende zugänglich gemacht wird. Es war auch sehr angenehm für den Körper sich in dem warmen Wasser zu entspannen. Anstrengend war danach allerdings der Weg zurück nach Jhinudanda... unser Kreislauf wollte nicht mehr so wirklich auf Schwung kommen. Letztendlich kamen wir total verschwitzt und nicht sauberer als vor den Quellen bei unserem Quartier an.
Tag 11: Jhinudanda (1780m) - New Bridge (1340) - Deurali (2100m) - Pothana (1890m)
Ohne Zweifel war Tag 11 einer der anstrengendsten Tage unseres Treks... Wir starteten zuerst mit einem steilen abstieg in ein Tal, dann über eine Hängebrücke über einen Fluss um dann auf der anderen Seite über einen der Berge drüberzugehen. Oben in Deurali angekommen waren wir sehr sehr fertig und genossen unser Mittagessen...
Beim Abstieg richtung Pothana bot Silvia Chris an seinen Rucksack zu tragen, da er sich schon seit 11 Tagen über dessen Tragekomfort beschwerte. Chris genoss den leichteren Rucksack von Silvia sehr und Silvia kämpfte sich mit dem plumpen schweren Rucksack ohne Beschwerden den Berg hinunter. Wir waren dann sehr sehr froh als wir in Pothana ankamen und uns dort aufs Bett fallen lassen zu können.
Tag 12: Pothana (1890m) - Phedi (1130m) - Pokhara (800m)
In der Früh begannen wir unseren finalen Abstieg richtung Phedi... der große Rucksack wurde auch an diesem Tag wieder von Silvia getragen, was Chris sehr freute. Nach 2 Stunden harten Abstiegs kamen wir dann auch schon in Phedi an, wo wir von einem Taxi abgeholt und in die Stadt Pokhara zurückgebracht wurden. Dort konnten wir wieder zu 'normalen' nepalesischen Preisen einkaufen und essen... entlang des Treks sind die Preise für Essen und Trinken mit der Höhe gestiegen, da alles zu Fuß hinaufgetragen werden muss. Dafür waren die Unterkünfte sehr sehr billig... um ca. 2 Euro konnte man in einem Doppelzimmer übernachten. Im Gegensatz dazu kostete ein Daal Bhat teilweise bis zu 4 Euro.
In Pokhara verbrachten wir noch ein letztes gemeinsames Abendessen mit unserem Wanderführer Balram, bevor er am nächsten Tag zu seiner Familie zurückfuhr. Natürlich gab es (wie jeden Tag für Balram) Daal Bhat, was auch sonst :) ..
Wir haben die anstrengenden Wandertage sehr genossen und wurden (fast) jeden Tag mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Riesen des Himalaya belohnt. Jetzt freuen wir uns aber schon auf daheim. Danke fürs Bloglesen und wir sehen euch in Österreich! Am 28.5. landet unser Flug in München, wer will uns abholen :) ??
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