Freitag, 2. April 2010
Ausflug in das ländliche Vietnam (30. März)
Der Besitzer unserer Herberge, Rot, organisiert Touren, bei denen er seinen Gästen das ländliche Vietnam vorstellt. Wir haben uns entschlossen bei der Tour mitzumachen und so ging es um 7 in der Früh los. Gefahren wurde wie immer in Vietnam mit den Mopeds. Wir waren eine relativ große Gruppe mit 2 Holländerinnen, einer schwedisch-spanischen Familie und 3 Engländern.

Unser erster Stopp war eine Grillenfarm. Nachdem wir im Detail erfahren haben wie man Grillen züchtet kamen wir in den Genuss welche zu essen. Das eigentliche Tier war eigentlich kaum zu sehen, da es von Teig umhüllt war. Wir entschieden uns beide ein Tier zu probieren... der Grund dafür war aber weniger Appetit, wir sahen es mehr als eine Mutprobe.



Gestärkt fuhren wir weiter zu einem Markt, wo wir von Rot einige Erklärungen bezüglich vietnamesischer Kultur bekamen. Es wird zum Beispiel der Geburtstag kaum gefeiert, jedoch Sterbetage haben bis zu 3 Generationen später noch Bedeutung. Dazu kauft man Dinge, die der Verstorbene zu Lebzeiten gerne hatte und verbrennt diese dann. Es reicht allerdings Modelle aus Papier zu verbrennen... daher konnten wir hier von Papiermopeds bis hin zu Computern aus Papier alles sehen.



Weiter ging es wieder durch die Fleischabteilung. Auch in Vietnam ist es üblich Hunde zu essen, aber wir sahen zum Glück keine ganzen Tiere wie in China sondern nur kleinere Teile, die aber nicht mehr an Hunde erinnerten.

Auf dem weiteren Weg stoppten wir um einen Currystrauch zu bewundern. Aus den Samen kann man Curry gewinnen oder man verwendet sie als roten Lippenstift. Wir waren uns allerdings nicht ganz sicher ob uns Rot damit nicht ein wenig auf den Arm nahm.

Unser nächster Halt war eine Seidenfabrik. Hier konnten wir eigentlich alle Arbeitsschritte sehen, von den Seidenraupen bis hin zu den fertigen Kleidungsstücken. Beeindruckend waren hier vor allem die automatischen Webstühle, die Muster weben, die in Lochkarten gestanzt sind.

Ein kleines Stück weiter besichtigten wir die Elefanten Wasserfälle. Der Name kommt aus früheren Zeiten, als die Elefanten aus dem Dschungel das Flusswasser noch als Trinkwasser verwendeten. Jetzt wurde der Dschungel schon abgeholzt und die Elefanten zurückgedrängt. Man konnte die 30 Meter Fallhöhe hinuntersteigen und man war eigentlich direkt neben dem tosenden Wasser. Den Weg hinauf mussten wir dann natürlich leicht nass antreten. ;)



Nach den Wasserfällen zeigte uns Rot sein Elternhaus. Gleich daneben ist einer von vielen verschiedenen Gebirgsstämmen beheimatet. Diese Leute sprechen auch eine ganz eigene Sprache. Rot, der gleich neben diesem Dorf aufgewachsen ist kann mit den Leuten sprechen und stellte uns einige von ihnen vor. Er erklärte uns einiges über das Leben der Menschen dort.



Für westliche Menschen sind die Bräuche nicht wirklich verständlich. Vor allem wie Kinder verheiratet werden ist sehr sonderbar: Die Eltern müssen für die Tochter einen Mann 'kaufen', teuer sind natürlich fleißige und starke Männer. Die zu verheiratenden haben dabei eigentlich kein Mitspracherecht. Danach zieht der Junge zur Familie seiner Frau und arbeitet dort und gehört der Familie. In diesem System gibt es aber viele Kuriose Dingen... wenn sich zum Beispiel eine Familie nicht genug Männer für alle Töchter leisten kann, dann müssen die Mädchen eben einen Mann teilen. Es ist zum Beispiel auch Mode einen jüngeren Mann zu haben, so kaufen reiche Familien sehr junge Männer (16 Jahre) für eine bereits sehr alte Tochter (50 Jahre). Ein Schicksal hat vor allem Silvia sehr berührt: Eine von den Frauen, die wir dort kennen lernten hatte einen Freund als sie jung war. Die Familie konnte sich den Jungen aber nicht leisten und so flüchtete sie mit ihm in den Dschungel. Als sie dann aber nach einiger Zeit das erste Kind bekamen kehrten sie ins Dorf zurück. Dort lebten sie auch eine Zeit miteinander und hatten 3 Kinder. Dann allerdings wurde der Mann von seinen Eltern verkauft und musste zu einer anderen Familie ziehen. Das war das letzte mal, dass sie ihn gesehen hat und das Ganze ist jetzt 3 Jahre her. Neben diesen für uns unverständlichen Bräuchen konnten wir auch noch das handgewebte Gewand der Frauen sehen. Eine Familie in dem Dorf stellt sogar noch die Wolle für die Kleidungsstücke selber her.





Nach all diesen Eindrücken wurden wir zu Rots Schwester zum Essen eingeladen. Es gab ein Gericht mit Tofu und Reisnudeln. Es sah sehr einfach aus, war aber sehr sehr lecker! Danach gab es von Rot noch eine Einführung in die vietnamesiche Lebensweise. Auffallend ist vor allem wie wenig Frauen in einer Ehe zu sagen haben. Sie sind vor allem für Haus, Kinder und Essen zuständig. Auch kommen sie kaum aus dem Haus. In den großen Städten ändert sich das jetzt langsam aber am Land sind diese Geschlechterrollen noch sehr stark verankert. Wir erfuhren auch einiges über vietnamesische Hochzeitsfeiern. Es werden alle Leute eingeladen, die man kennt. Diese können aber wiederum so viele Freunde mitnehmen wie sie wollen. Außerdem gibt es nie eine Rückmeldung ob man kommt und mit wie vielen Leuten man kommt. Die Gastgeber haben also keine Ahnung wie viel sie vorbereiten müssen. Nur als kleiner Anhaltspunkt: Als Rots kleiner Bruder heiratete kamen 900 Leute. Wer sich fragt, wie die Familien so ein Fest finanzieren: Es gibt bei Hochzeiten nur Geldgeschenke, die die Gäste in einen mit Namen beschrifteten Umschlag mitbringen. Auch wer nicht kommt muss zahlen. ;) Die Familie führt dann genau Buch wer wieviel beigesteuert hat...

Danach gab es eine Lektion in Sachen tropische Früchte... In Vietnam gibt es viel Obst, das man bei uns nicht so kennt und bei dem man auch nicht genau weiß wie und was man essen soll. Daher war es sehr hilfreich einmal eine genaue Anleitung zu bekommen. Außerdem bekamen wir ein Spezialität serviert... Kokosnuss eingewickelt in gekochte Kalbsscheiße. Rot hat uns aber erst nachher gesagt was wir da gerade gegessen haben. Das zweite Schmankerl nach den Grillen. ;)

Da wir alle ein wenig müde vom Essen und vom Zuhören waren spielte Rot ein paar Trinkspiele ohne Trinken mit uns. Danach ging es wieder Richtung Da Lat. Auf dem Weg wurde uns noch gezeigt, wie die Schwammerl für die Frühlingsrollen gezüchtet werden.



Am späten Nachmittag kamen wir wieder in unserer Herberge an. Nach einer kurzen Pause gingen wir mit dem Großteil der Gruppe noch Essen und danach wieder in die Karaoke Bar, in der wir auch schon am Vortag waren. Nachdem um 11 hier alles zu sperrt setzten wir uns noch mit ein paar Leuten in der Herberge auf ein Bier zusammen... Ein Engländer zeigte uns auch verblüffende Kartentricks. Dann war es aber genug für einen Tag und wir gingen endlich schlafen. ;)

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Na,das wär was für dich,Silvia-nicht aus dem Haus kommen,nichts zu sagen haben,....!
Da sind wir doch auf die Butterseite des Lebens gefallen.Ich werde meinen Schülern von dieser Lebensweise erzählen,die werden entsetzt sein!
Ansonsten freue ich mich sehr,dass ihr euch so viel Zeit nehmt,von der Reise zu erzählen,wir können live dabei sein.

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